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Bericht zum Vortrag Herrn Mazen Abdalla vom 13.07.2021

„Ich habe 30 Jahre in Bad Schönborn gelebt, der Kraichgau ist meine Heimat“ bekannte Mazen Abdallah, geboren in Tulkarem in Westjordanland, aufgewachsen in Kuwait. Er sei stolz, einen deutschen Pass zu besitzen und in einem Land leben zu können, in dessen Verfassung stehe, dass alle Menschen gleich seien.

Nach einem Wechsel in den Ruhestand im Jahr 2013 sei er nach Jordanien, Palästina und Israel gereist – „und ein neuer Mazen kam zurück!“

Viele weitere Reisen und vor allem die Arbeit in einem „ökumenischen Camp“ nahe Jericho machten ihm Hoffnung: Ein Zusammenleben von Juden und Arabern sei möglich und sei nur in einem gemeinsamen Staat möglich.

Abdallah berichtete von vielen Beispielen, dass Israeli, israelische Palästinenser und arabische Palästinenser friedlich zusammenleben können und müssen: „Ihr habt uns unser Land weggenommen,“ warf der Palästinenser dem Israeli vor. „Ja und, wo soll ich denn hin? Ich bin hier geboren!“ entgegnete der Israeli. Sie trafen sich im „ökumenischen Camp“, einem „Ort der Freundschaft“ und nicht einem „Ort der Feindschaft“.

Und trotzdem sei das Zusammenleben nicht einfach. Es gäbe eine klare „Hackordnung“, und am unteren Ende stünden die arabischen Palästinenser. Zur Existenzangst – Werden wir irgendwann einmal vertrieben? – käme die tägliche Angst – Welcher Checkpoint ist heute geöffnet? Ist überhaupt ein Checkpoint offen?

Und auch die israelische Gesellschaft sei extrem heterogen. In Deutschland denke man immer an Integration, dies sei aber meist nicht so.

Und trotzdem: Er träume von einem „Falaffelland“, von einem gemeinsamen Staat „vom Meer bis zum Fluss“, von der Küste des Mittelmeeres bis zum Jordan. Denn: „Man kann die Menschen ändern“. Doch hierfür bräuchten Israeli und Palästinenser eine neue, eine übergeordnete Identität.

Doch wer soll „das Falaffelland“ umsetzen? Wer soll „die Verstocktheit“ der aktuellen Politiker „aufweichen“? Könnte die neue Regierung ohne Benjamin Natanjahu und mit Beteiligung einer arabischen Partei ein Anfang sein?

Daran wollte Abdallah allerdings nicht glauben. Israel würde irgendwann das ganze Land annektieren, war er sich sicher. Dies könnte sogar ein erster Schritt sein zu diesem einen, gemeinsamen Staat sein.

Er treffe heute schon in seinem Falaffelland viele „Falaflis“, die bereit seien, friedlich neben- und miteinander zu leben, ob Jude oder Araber, ob religiös oder nicht religiös, ob „modern“ oder „orthodox“. Und deshalb sei er sich sicher: „Falaffelland wird eine Nation, früher oder später. Und ich bin froh, dazu beigetragen zu haben“.

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