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Datum: 02.05.2023

Bericht zum Vortrag: Hoffnungsziel Israel

Unter dem Titel "Hoffnungsziel Israel - Deutsche im Heiligen Land" fanden sich zahlreiche Zuhörer zum Vortrag des evangelischen Theologen und Politikers Herrn Dr. Stephan Reimers ein.  

Israel als Sehnsuchtsziel - „Israel ist ein faszinierendes Land“, bekennt ein Zeitgenosse. Er fasst die Tatsache zusammen, dass Israel vom Naturraum her, von der Flora und Fauna und schließlich auch von den Menschen her eine unglaubliche Vielfalt aufweist.

Dieser Meinung schloss sich auch Pfarrer Stephan Reimers an, der am 14. März über das „Sehnsuchtsziel Israel“ referierte, im neuen Gebäude des Landkreises Karlsruhe in der Kriegsstra0e 100, dem ehemaligen Gebäude des Postgiroamtes Karlsruhe. Erster Landesbeamter Knut Bühler begrüßte die Anwesenden, insb. die Teilnehmer der Studienfahrt, die demnächst unter der Leitung von Bernd Morlock Israel besuchen werden.

Dr Stephan Reimers © Dr Stephan Reimers

Das „Sehnsuchtsziel Israel“ war vor allen Dingen für die so gen. Jeckes ein Ziel - für die Jeckes, die vor den Nationalsozialisten fliehen wollten oder mussten. Der Name Jeckes soll sich von der Tatsache ableiten, dass ein „ordentlicher Deutscher“ immer im Sacco, im Jackett erschien, auch bei höheren Temperaturen, wie sie in Israel üblich sind. Die Jeckes hätten viele Spuren in Israel hinterlassen, beispielsweise in Haifa die Württembergische Templergemeinde. 14 Templergemeinden gab es im damaligen Palästina. Sie waren für Neuerungen in der Landwirtschaft, für das Trockenlegen von Sümpfen und für den Ausbau des Transportsystems verantwortlich.

„Die Deutschen übertreffen alle mit ihrem Fleiß“ lobte ein Historiker. Und wenn die „Herrschaft der Türken“, also des osmanischen Reiches, zu Ende geht, wollte sich das Deutsche Reich das „Recht auf das Heilige Land“ sichern. Im Jahre 1840 wurde das preußisch-anglikanische Bistum Jerusalem unter Friedrich Wilhelm IV. gegründet. Das Osmanische Reich, der spätere „kranke Mann am Bosporus“, wurde zunächst unterstützt, allerdings mit der Vorgabe, dass Palästina im Gegenzug für Europäer und damit für Christen zu öffnen sei. Dies führte zu einem enormen Aufschwung des Christentums, einem Boom der christlichen Kirchen, egal ob protestantisch, katholisch oder armenisch. Die Zahl der Christen stieg von ca. 200.000 auf ca. 700.000 Menschen. Es wurden Krankenhäuser, Schulen und andere Einrichtungen gebaut, auch als Folge der Konkurrenzsituation der christlichen Kirchen.

In Jerusalem baute der Deutsche Richard Kaufmann eine Gartenstadt, wie in Berlin. Die „oberen Zehntausend“ lebten im „Deutschen Viertel“, im Moschavs Nahalal und in der „weißen Stadt“. Viele Künstler, Wissenschaftler und Journalisten wanderten nach Israel resp. Palästina aus, Laska Schubert, Martin Buber, Schalom Ben Chorin, um nur wenige zu nennen. Hauptziel der aus dem Deutschen Reich fliehenden Juden war allerdings nicht Jerusalem und auch nicht irgendein Kibbuz. Hauptziel war Tel Aviv, die Stadt, die lebt, und in der ein Leben wie in Frankfurt oder Berlin möglich war. 4.000 Häuser entstanden im Stil des Dessauer Bauhauses.

Zu Beginn der Einwanderung waren die Jeckes nicht angesehen: "Kommst Du aus Deutschland oder aus Überzeugung?" lautete die Frage. Doch dies änderte sich schnell. Und die Jeckes wurden aufgrund ihrer Tugenden hoch angesehen: Tüchtigkeit, Ordnungssinn, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit. Die deutsche Sprache und die deutsche Kultur fanden Eingang in die „Kultur des Orients“. Es gab viele Witze über die Jeckes. Und das Erstaunliche war, dass sie sie selbst erzählten, dass sie sich über sich selbst lustig machen konnten – und sie gründeten die erste Universität in Haifa. Unterrichtssprache war deutsch, und der Karmel, der „immergrüne Berg“, wurde von Templern bepflanzt und an der Grenze zum Libanon entstand 1935 die deutsche Siedlung Naharjia. Ebenso bekannt ist das “christliche Dreieck“ am See Genezareth.

Fritz Rosenthal, wie Schalom Ben Chorin mit deutschem Geburtsnamen hieß, wanderte 1933 nach Palästina aus und begründete einen deutsch-jüdischen Dialog. 1942 entstand sein berühmtes Gedicht vom Mandelbaum, das sich auf den Mandelzweig des Propheten Jeremia (Jer 1.11) bezieht. Einer der Gründerväter des Staates Israel war Pinchas Rosen, geb. als Felix Rosenblüth in Berlin. Während David Ben Gurion und Menachem Begin aus Osteuropa nach Palästina kamen, stammte Rosen (eben) aus Deutschland. Er war für die Liberalen Mitglied der Knesseth. Dreimal war er Justizminister. Die in Deutschland ausgebildeten Richter waren die Hauptstütze der Jurisdiktion im neuen Staat Israel. Deutschsprachige Juden – aus Deutschland und aus Österreich – waren zuverlässig „und nicht korrupt wie viele Juristen aus dem osteuropäischen Raum“.

Und damit schloss Stefan Reimers den Kreis. Bei der von „Bibi“ Netanyahu und Genossen angestoßenen Justizreform handelte es sich um nicht weniger als die Ausschaltung des obersten israelischen Gerichtes, es ginge „ums Ganze“.

„Wenn es dazu kommt, werden die nächsten Wahlen in Israel nicht mehr frei sein“ prophezeite Reimers. Es stünde alles auf dem Spiel in Israel.



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