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Datum: 04.10.2019

BNN Artikel der Region Bruchsal vom 04.10.2019

Plädoyer für „Zwei-Staaten-Lösung“

Gregor Gysi zum 25-Jährigen des deutsch-israelischen Freundeskreises

Bruchsal. Die abschließende Botschaft war unmissverständlich, und sie traf den Nerv der meisten Zuhörer im vollbesetzten Ehrenbergsaal des Bürgerzentrums Bruchsal: „Nie wieder soll die Freundschaft zwischen Deutschland und Israel von der Mehrheit der Deutschen abgelehnt werden.“ Nach diesem Satz konnte sich Gregor Gysi dem lang anhaltenden Applaus seiner Zuhörer gewiss sein. Der vormalige Vorzeigepolitiker der Partei „Die Linke“ sprach auf Einladung des deutsch-israelischen Freundeskreises über das Thema „Deutschland, Die Linke und Israel“. Anlass für den Auftritt des in Berlin lebenden Politikers, Autors, Rechtsanwaltes und Moderators war die Feier zum 25-jährigen Bestehen des Freundeskreises, dessen Gründung in Bruchsal seinen Anfang nahm. Das deutsch-israelische Verhältnis sei geprägt von einer „emotionalen Intensität“. Jeder, auch in seiner Partei, habe eine Haltung dazu, die immer politisch sei – und eben das bezeichnet er als „nicht normal“. Sachlich und für ihn eher etwas untypisch ohne Spitzen und Überspitzungen, näherte er sich dem komplexen Thema. Dabei gebe es keine einfachen Antworten, hatte zuvor Landrat Christoph Schnaudigel in seinem Grußwort festgestellt. Den Antizionismus, so Gysi weiter, lehne er ab. Sein Statement verband er mit einer These: Man könne nicht so tun, als hätte Auschwitz und die Verwirklichung des Staates Israel keine verbindliche Implikation. Allein schon deswegen dürfe „Die Linke“, wenn sie links bleiben wolle, keinen Antizionismus befürworten oder gar vertreten. Gleichwohl gebe es aber berechtigte Kritik am Staat Israel. Dort werde oftmals zu „viel militärisch gedacht und gehandelt“. Zudem legte Gysi ein Bekenntnis für eine „Zwei-Staaten-Lösung“ ab – also für einen israelischen Staat auf der einen und einen palästinensischen Staat auf der anderen Seite; eine Lösung, die er allerdings nicht zuletzt mit Blick auf die Gesamtsituation in der Region als „schwer erreichbar“ einstufte.  Aus der Rückschau betrachtet, so das Fazit seines Exkurses in die eigene Geschichte, habe er Antisemitismus in der früheren DDR nie erlebt – unabhängig davon, dass es eine deutliche Distanz (zwischen den beiden Staaten) zum Staat Israel gegeben habe. Eine Annäherung erfolgte erst nach der Wende. An die Arbeit des deutsch-israelischen Freundeskreises, der vor 25 Jahren unter anderem durch das Engagement des damaligen Botschaftsrates Gerhard Holler gegründet wurde, erinnerte der Vereinsvorsitzende Bernd Morlock. Längst erfreue sich der Freundeskreis in der Öffentlichkeit einer großen Akzeptanz und einer nicht minder großen Resonanz: So seien rund 30 000 Menschen zu den Veranstaltungen des Freundeskreises in den vergangenen 25 Jahren gekommen. Von einer „Friedensarbeit“ sprach Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick. Und Schnaudigel erinnerte an die Partnerschaft zwischen dem Landkreis und der Region Sha’ar HaNegev in Israel – eine Partnerschaft, die der Freundeskreis inhaltlich begleitet. Den musikalischen Part übernahm die Gruppe Shtetl Tov mit ihrer Klezmermusik.

Quelle: Klaus Müller, BNN

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