"...und es wurde Licht!" Jüdisch-arabisches Zusammenleben in Israel
Igal Avidan, freier Journalist auch für viele deutsche Zeitungen, berichtete über Lebenssituationen in Israel. Er zeigte Beispiele für das friedliche Zusammenleben von Juden und Arabern, insbesondere in den so genannten gemischten Städten: „Viele Kinder und Jugendliche besuchen gemischte Kindergärten und Schulen, aber es seien nur Hunderttausende. Und was ist mit den anderen zwei Millionen?“
Yaffo, die alte arabische Stadt ist heute ein Stadtteil von Tel Aviv. Etwa 3000 Einwohnerinnen und Einwohner haben eine Art Bürgerwehr gebildet. Sie verhindert Gewalt und Übergriffe, sie entfernt sofort extreme Graffitis und sorgt für ein friedliches Zusammenleben von Juden und Arabern.
Aber auch in Yaffo ist das Wort „Araber“ ein Synonym für einen Versager, ein Schimpfwort.
Igal Avidan ist immer dann beeindruckend, wenn er konkrete Lebenssituationen in Israel beschreibt, wenn er Missstände benennt:
„Wir sitzen wieder auf einem Pulverfass. Und irgendwann wird ein Idiot kommen und es anzünden!“
„Wie stellt man Bindungen zwischen der jüdischen Mehrheit und der arabischen Minderheit her?“
„Wo Unmenschlichkeit herrscht, versuche Mensch zu sein.“
„Wir dürfen nicht ein paar Idioten die Gelegenheit geben, unsere Stadt kaputt zu machen.“
Wir würden den Extremisten viel zu viel Aufmerksamkeit schenken. Die anderen, die Normalen, die Friedfertigen, vergessen wir“.
Die Stadt Lod liegt etwa 20 Kilometer östlich von Tel Aviv, auf dem Weg nach Jerusalem. Lod ist durch seine Lage ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Der 1892 eröffnete Bahnhof ist zentraler Knotenpunkt des Bahnnetzes in Israel.
„Wenn man Lod kennen lernen will, dann muss man zwei Führungen machen, eine mit einem arabischen Führer und eine mit einem jüdischen Führer.“ Erst dann würde man die Unterschiede deutlich merken. Aber trotzdem lebe man in Lod friedlich zusammen. So wie auch in Haifa. Und trotzdem lägen die Nerven blank: Aus der wichtigen „Templer-Allee“ – die erste Besiedlung Haifas durch deutsche Templer ist heute noch deutlich sichtbar – wurde schließlich die „Allee der Vereinten Nationen“. Und heute geht man über die „Zionismus-Allee“ zum Bahai-Tempel, auch wenn man mit dem Zionismus „gar nichts am Hut hat“. Aber auch in Haifa reagiert die Selbstverwaltungskörperschaft oder sie muss dem Zeitgeist und den politischen Mehrheiten entsprechend reagieren.
Ramla, im Zentralbezirk nahe der Grenze zum Westjordanland, besteht zu 75% aus Juden. Ein Viertel sind Muslime. Im palästinensischen Dialekt heißt die Stadt Ramleh. Und dort gibt es ein „Offenes Haus“, eine Begegnungsstätte, in der Freundschaft zwischen arabischen und jüdischen Familien gepflegt wird.
Die zahlreichen Gäste der Veranstaltung waren beeindruckt von den vielen unterschiedlichen Menschen und Situationen, die Igal Avidan vorstellte. Und Fragen schlossen sich an:
Was sollte ein palästinensischer Staat, falls es ihn einmal geben sollte, von Israel übernehmen? – Die Demokratie. Wenn man in Israel anderer Meinung ist, kann man diese Meinung artikulieren – und wird nicht gleich erschossen.
„Das Blutvergießen muss aufhören!“ 44% der Bevölkerung im Gaza-Streifen haben kein Vertrauen in die Hamas, 23% nur wenig Vertrauen. „Wenn es keine Gewalt gibt, können die Menschen vernünftig denken.“ Deshalb müsse die Gewalt aufhören.
„Und was ist mit den Geiseln? – Die Geiseln seien die Lebensversicherung für die Hamas. Sie sollten umgehend ausgetauscht werden – am besten gegen Benjamin Netanjahu!“ So die knallharte Aussage. Er sei für den Schlamassel verantwortlich. Und er hätte kein Interesse daran, dass die Gewalt aufhört. Und andere im Übrigen auch nicht: Viele verdienten am Leid der Palästinenser. Man konnte auch nach dem 7. Oktober den Gaza-Streifen verlassen, für 3000 bis 4000 Euro – wenn man es sich leisten könnte.
„Wenn man Interesse hat, kann man mit jedem reden und ein Agreement erreichen. Aber man muss Interesse haben.“