Spurensuche - Spuren jüdischen Lebens im Kraichgau
Am 28. Juni gingen wir auf die Spurensuche des jüdischen Lebens im Kraichgau.
Bei sommerlichen Temperaturen und mit 21 interessierten Teilnehmern startete unsere Exkursion 2024 pünktlich in Karlsruhe. Vor Ort an der KZ-Gedenkstätte Vaihingen/Enz erwartete uns Herr Pfister vom Förderverein und berichtete über die Einrichtung des Arbeitslagers in diesem vormaligen Steinbruch in den vierziger Jahren, als hier gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die „Wunderwaffe“ gebaut und die dazu nötigen Zwangsarbeiter aus ganz Europa, zu einem sehr hohen Anteil auch jüdischer Herkunft von der SS unter menschenunwürdigen Umständen bewacht und ausgebeutet wurden. Dies wurde in einem Film in der Gedenkstätte der aus Bildern und Originalzitaten bestand, sehr eindrücklich dargestellt. Es starben ca. 2000 Personen, die zunächst – nach der Befreiung durch die französischen Streitkräfte- in Massengräbern und schließlich 1956 würdig auf dem Friedhof beigesetzt wurden. Dort finden sich Namenstellen sowie auch Gedenkplaketten nationaler Regierungen wie z.B. der norwegischen. Im Gespräch mit Herrn Pfister wurde auch nachgefragt wie Schulklassen auf diese Vergangenheit reagieren. Im Allgemeinen gibt es eine große Betroffenheit, die im Idealfall eine Grundlage für eine daraus erwachsende Verantwortung sein kann. Und ja, es gab schon Einzelfälle des Vandalismus, bei denen die Täter gefunden und bestraft wurden. Meistens werden Friedhof und Skulptur der Gedenkstätte aber respektiert.
Nach dem Mittagessen mit vielen Gesprächen, die zum näheren Kennenlernen der Exkursionsteilnehmer führen, ging es weiter nach Eppingen. Hier lud Michael Heitz nach einem allgemeinen Überblick über die Aufs und Abs der jüdischen Geschichte in Kraichgau zu einem Stadtrundgang ein. Er brachte neben der jüdischen Geschichte auch die mittelalterliche Geschichte Eppingens gut zur Geltung.
Die Führung endete an der alten Synagoge mit dem Hochzeitsstein, von denen es nur noch wenige in Deutschland gibt; davon vier allein in Baden-Württemberg. Er hat auf wundersame Weise die Zeit der NS-Herrschaft überstanden. An ihm zerschmetterten die Brautpaare ein zweites Glas. Nach dem Hochzeitsbrauch wird unter dem Baldachin ein Glas in Gedenken an den zerstörten Jerusalemer Tempel zerbrochen. Das sollte Glück bringen. Auf dem Stein ist ein Spruch aus Jeremia angebracht: Massel Tov, die Stimme der Liebe, die Stimme der Lust, die Stimme der Braut, die Stimme des Bräutigams (werden nach der Zerstörung der Stadt nicht mehr gehört, sollen aber nach dem Wiederaufbau wieder erklingen).
Und so brachte uns der Bus mit den Gedanken, dass das Judentum nicht nur eine Vergangenheit hat, sondern auch eine Gegenwart und hoffentlich eine Zukunft, wieder zurück nach Karlsruhe.
Unser Dank gilt neben den Führern auch dem Organisator der Reise, Hanspeter Gaal, der krankheitsbedingt leider nicht teilnehmen konnte.
Bis zum nächsten Jahr, auf der nächsten Reise! Oder schon früher bei den Veranstaltungen des Deutsch-Israelischen Freundeskreises z.B. am 9. und 10. Juli zum Tag der Solidarität mit Juden und Israel.