Tag der Toleranz und Solidarität mit Juden und Israel in Karlsruhe
Veranstaltungen des Deutsch-Israelischen Freundeskreises im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V
Angesichts der dramatischen Lage im Nahen Osten, der existentiellen Bedrohung Israels, sowie der oft unklaren und manchmal auch einseitigen Berichterstattung zeigt sich, dass nach dem schlimmsten Pogrom nach dem Holocaust wieder einmal Israel und die Juden weltweit am Pranger stehen, an zu vielen Universitäten, in vielen Medien, beim European Song Contest, vor internationalen Gerichten, bei der UNO sowieso, in Kunst und Literatur.
Dem wollte der Deutsch-Israelische Freundeskreis mit einem Tag der Toleranz und der Solidarität mit den Juden und Israel entgegentreten. Dazu konnten wir als Kooperationspartner den Verein Jüdisches Leben im Kraichgau und die DIG Mittelbaden gewinnen. Das Landratsamt Karlsruhe wurde in Solidarität mit der Partnerregion und dem Staat Israel mit der israelischen Flagge geschmückt. Die Initiative geht zurück auf den Münchner Verein DEIN e.V. (Demokratie und Information), steht unter der Schirmherrschaft von Charlotte Knobloch und wird bundesweit von über 120 Einrichtungen getragen.
Angeboten wurde am 9. Juli ein Vortragvon Herrmann Waltz über eine Solidaritätsreise des Verbandes der europäischen jüdischen Gemeinden, an der er mit 32 jüdischen Gemeindevertretern im Februar 2024 teilnehmen konnte. Er berichtete mit anschaulichem Bild- und Videomaterial sehr eindrücklich von der Situation, insbesondere in unserer Partnerregion Sha’ar HaNegev und einer aus dem Kibbuz Kfar Aza stammenden Fotokünstlerin. Batia Holin arbeitete als Friedensaktivistin mit einem Fotokünstler aus Gaza und hatte die Unterstützung des ermordeten Landrates unserer Partnerregion Ofir Libstein.
Herr Waltz schildert die tiefe Verletzung der Israelis durch die Ereignisse des 7. Oktober, aber auch die Bereitschaft einen Weg friedlichen Zusammenlebens zu finden. Eine Ausstellung der Fotokunst von Batia Holins in Karlsruhe soll organisiert werden. Vorab wurde unser Referent zu einem Interview beim Sender "Baden TV" mit einem Zuschauerkreis von ca. 100.000 Personen eingeladen.
Am 10. Juli, dem Tag, an dem 1945 die erste Theateraufführung nach dem Zweiten Weltkrieg "Nathan der Weise" von Lessing in Dresden stattfand – daher auch das Motto Toleranz und Solidarität- bot der Freundeskreis die Aufführung des Films "Golda – Israels Eiserne Lady" in der Kinemathek. Dazu wurden im Vorfeld Vertreter aus Politik und Gesellschaft eingeladen, mit der Möglichkeit zu einem kurzen Statement vorab. Das Ergebnis: ambivalent. Von einigen Eingeladenen kam keine Rückmeldung, von anderen eine Absage. Manche zeigten ihre Wertschätzung, dankten für die Initiative und boten einen zukünftigen Austausch an. Einer kam und das war Karlsruhes OB Dr. Frank Mentrup. Er bezog sich in seinem Statement auf die mehrfache Bedrohungslage Israels, das selbst zum jetzigen Zeitpunkt noch einem Raketenbeschuss aus Gaza ausgesetzt sei. Diese Bedrohungslage erfordere unsere Solidarität. Andererseits müsse mit Bezug auf Dresden und seine Bombardierung durch die Alliierten 1945 auch die Lage der Zivilbevölkerung in Gaza im Blick bleiben. Er begrüßte, dass mit den Solidaritätskundgebungen nicht polarisiert werde und bot künftig eine engere Zusammenarbeit von Stadt, Landkreis und Deutsch-Israelischem Freundeskreis an. Ein Projekt, nämlich die oben genannte Foto-Ausstellung, wurde gleich ins Auge gefasst.
In den weiteren Statements kam der offene Brief der Heidelberger jüdischen Schriftstellerin Ramona Ambs zur Geltung. Sie regte unter dem von Emila Zola geliehenen Titel „J’accuse – Ich klage an“ zum kritischen Umgang mit einseitiger Berichterstattung und verstecktem Antisemitismus an. (https://www.hagalil.com/2024/06/ein-neues-jaccuse/ )
Der Film selbst beeindruckte, indem er die existentielle Bedrohung Israels im Jom Kippur-Krieg 1973 spannend und unter Aufzeigung der Dilemmata aber auch der Fehler und Schuldverstrickung der damaligen Premierministerin aufzeigte. Vielleicht war der Boykott des Films in Frankfurt vor einigen Wochen dadurch bedingt, dass er die Israelis in einer auswegloserscheinenden Situation zugleich aber auch von einer menschlichen Seite zeigt.
Die Initiative soll im nächsten Jahr mit hoffentlich weiteren Kooperationspartnern fortgeführt werden.
Bernd Morlock