Lebensfreude mit Shtetl Tov
Lebensfreude versprach 1. Vorsitzender Bernd Morlock zu Beginn der letzten Veranstaltung im Jahr 2024. Und er hatte nicht zu viel versprochen. Die aus Bruchsal stammende Gruppe Shtetl Tov begeisterte mit Klezmer-Musik.
Klezmer ist die aus dem aschkenasischen Judentum stammende Volksmusiktradition Osteuropas. Etwa um das 15. Jahrhundert entwickelten „klezmorim“ genannte Volksmusikanten eine Tradition weltlicher, nicht liturgischer jüdischer Musik. Sie orientierten sich allerdings an religiösen Traditionen, die bis in biblische Zeiten zurückreichen. Ihre musikalische Ausdrucksweise entwickelte sich indes weiter bis in die Gegenwart. Das Repertoire besteht aus Musik zur Begleitung von Hochzeiten und anderen Festen, vor allem Tanzmusik. Und in der Tat hielt es einige Gäste im Landratsamt nicht auf den Sitzen. Sie tanzten zu den eingängigen Melodien.
Die Gruppe Shtetl Tov entstand aus einem Projekt der Stadtkapelle Bruchsal im Jahre 2010. Beim Deutsch-Israelischen Freundeskreis musizierten Heike Scheuer (Klarinette/Gesang), Tobias Scheuer (Akkordeon/Klavier), Christoph Lübbe (Viola), Felix Reichert (Kontrabass) und Liana Mogilewskaja (Violine/Gesang).
Erläuterungen zu den Melodien und dem traditionell-religiösen Hintergrund gehörten ebenfalls dazu, so z.B. zum Chanukka-Fest. Es dauert acht Tage. Nachdem die Makkabäer die Seleukiden im zweiten vorchristlichen Jahrhundert besiegt hatten, kamen sie zurück in ihren Tempel, reinigten ihn von allen heidnischen Spuren und weihten ihn wieder ein. Nun musste die Menora wieder angezündet werden. Da fast das gesamte koschere Öl von den griechischen Besatzern zerstört worden war, war lediglich ein kleiner Krug davon übrig geblieben. Die Menge im Krüglein hätte höchstens für einen Tag gereicht. Doch es geschah ein großes Wunder, und das Öl ließ die Menora acht Tage lang brennen, bis wieder neues, reines Olivenöl hergestellt war. Als Erinnerung an das Wunder zündet man während des Festes den Chanukka-Leuchter an und fügt jeden Abend eine weitere Kerze hinzu, bis am achten Abend alle acht Lichter brennen. Außerdem isst man traditionell Speisen, die in Öl gebacken sind, zum Beispiel Kartoffelpuffer („Latkes“) und Pfannkuchen („Sufganiot“).
Und auch in der Pause gab es traditionelle Speisen aus dem levantinischen Raum, von Falafel bis Fladenbrot mit Auberginenaufstrich und Humus.
Der Abend stand unter der Überschrift Weihnukka. Es handelt sich dabei um ein künstliches Wort, ein so gen. Kofferwort oder Schachtelwort aus Weihnachten und Chanukka, das die Synthese beider Feste durch säkulare Juden bezeichnet. Weihnukka ist keine neue Erfindung. Das Wort entstand in Deutschland zunächst innerhalb des gutbürgerlichen Judentums des 19.Jahrhunderts. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Weihnukka besonders in den Vereinigten Staaten beliebt, wird aber auch in anderen Ländern begangen.
Und so wünschte Vorsitzender Bernd Morlock am Schluss "Chanukka sameach" – „ein fröhliches Chanukka“ und ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr und dankte Shtetl Tov und allen Beteiligten.