Dream.Fracture - Eine Ausstellung von Batia Holin
„Mein Name ist Batia Holin. Ich lebe im Kibbuz Kfar Aza, nahe dem Grenzzaun zwischen Israel und dem Gazastreifen und bin eine begeisterte Amateurfotografin. Im Laufe der Jahre habe ich meine selbst gemachten Fotos gesammelt. Die Fotos zeigen auch die Landschaft um mein Haus herum und Menschen, denen ich unterwegs begegne. Meine Fotos fangen die Zäune ein, an denen ich entlang gehe, Sonnenauf- und Untergänge, die mich begrüßen, die Felder, die meine Gemeinde umgeben. Auf einigen der Fotos kann man sogar die Häuser der Stadt Sajaiya auf der anderen Seite der Grenze sehen.“
„Ihr Haus im Kibbuz Kfar Aza war sechs Kilometer nahe der Grenze zu Gaza. Sie hat an die Koexistenz beiderseits des Zauns geglaubt. Sie hat an eine friedliche Zukunft geglaubt. Sie hatte die Vision einer gemeinsamen Entwicklung. Ständig hat sie daran gearbeitet, die Welt ein bisschen besser zu machen. Der Bruch kam am 7. Oktober. Batia Holin hat die Hölle des 7. Oktober in ihrem Schutzraum über 20 Stunden lang durchlebt. Ihr Smartphone und ihre Sprache waren ihre Werkzeuge, das Geschehene später zu verarbeiten. Sie hat in der Zwischenzeit ihre Energie und Willenskraft wiedergewonnen und ist eine starke Stimme der lebendigen israelischen Gesellschaft“, schreiben Tal Bassali, die in Venedig lebt und Hermann Waltz, der Kurator der Ausstellung aus Nördlingen.
Im Februar 2023 präsentierte Batia Holin eine Ausstellung ihrer Bilder, Bilder der Inspiration und des Optimismus von beiden Seiten des Zauns. Eine Ausstellung, an der auch ein Fotograf aus dem Gazastreifen teilnahm, „Mahmoud“. Die Ausstellung war ein Lichtstrahl und Hoffnung. Doch der Traum endete abrupt am Morgen des 7. Oktober. Batia Holins Zuhause ist zerstört und sie brauchte einige Wochen, bis sie nach Kfar Aza zurückkehren konnte. Die Anblicke waren herzzerreißend, berichtete sie. Und sie fotografierte den Schrecken im „Tal des Todes“, vorbei an den Häusern, in denen jemand ermordet, entführt oder verletzt wurde.
Die Ausstellung, die am Mittwoch, den 26. Februar im Rathaus Karlsruhe eröffnet wurde, zeigt Bilder vor und nach dem 7. Oktober und trägt den Titel „Dream.Fracture“. „Da fehlt noch ein drittes Wort“, stellte Bernd Morlock bei seiner Begrüßung für den Deutsch-Israelischen Freundeskreis fest, „vielleicht Hope oder gar Peace?“ Bernd Morlock freute sich, dass die Ausstellung im Rathaus der Stadt Karlsruhe gezeigt wird. Der Deutsch-Israelische Freundeskreis im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V. zeige schon im Namen die Verbundenheit mit und zur Stadt Karlsruhe. Er freue sich deshalb besonders.
„Es sei vermutlich noch zu früh, zu kurz nach dem 7. Oktober und nach den kriegerischen Auseinandersetzungen, zu früh für ein drittes Wort, das für den Frieden und ein friedliches Zusammenleben von Juden und Arabern stehen könnte“, betonte die Leiterin des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe, Dr. Dominika Szope, die den verhinderten Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup vertrat. Von Anfang an sei jüdisches Leben ein fester Bestandteil der Karlsruher Identität gewesen und die damals sprichwörtliche badische Liberalität habe früh zur vollen Gleichberechtigung geführt. „Die Stadt Karlsruhe hat selbst keine Partnerstadt in Israel“, so Dr. Szope weiter, „jedoch der Landkreis Karlsruhe ist über seine Landkreis-Partnerschaft mit der Region Sha'ar HaNegev in Israel verbunden. Und auch als Stadt Karlsruhe sind wir dieser Partnerschaft nahe, als Bürgerinnen und Bürger, aber auch als Verwaltung. Das schreckliche Geschehen am 7. Oktober 2023 und in den folgenden Monaten hat uns noch näher zusammengebracht - die Mahnwachen für die Opfer des abscheulichen Terrorangriffs gerade auch in der Partnerregion Sha’ar HaNegev und die Solidaritätsaktionen für die Geiseln fanden hier vor dem Rathaus statt.
Die Stadt Karlsruhe zeigte dabei zusammen mit der Jüdischen Gemeinde, dem DIFK, der DIG und anderen Akteur*innen der Zivilgesellschaft sprichwörtlich und im übertragenen Sinne Flagge für Israel.“ Sie dankte allen Beteiligten und wünschte der Ausstellung viel Erfolg und viel Resonanz.
Für den Landkreis Karlsruhe hatte Erster Landesbeamter Knut Bühler alle Gäste begrüßt. Er berichtete von seiner Reise nach Israel vor wenigen Wochen, von einem Besuch in Sha’ar HaNegev, der Partnerregion des Landkreises. Die Schicksale der Einwohner, der Freunde in Sha’ar HaNegev hätten ihn tief berührt, aber auch ihre außergewöhnliche Resilienz. „Bei meinem Besuch im Kibbuz Kfar Aza habe ich eine Frau getroffen, die den Horror des 7. Oktober selbst erlebt hat. Über 30 Stunden harrte sie mit ihrem Enkel in ihrem Versteck aus, während fast alle Nachbarn getötet wurden. Sie berichtete mir von unvorstellbarem Leid. Von großer Unsicherheit, wie es mit ihrem Kibbuz weitergeht. Doch trotz all dem Verlust ist mir in unserem Gespräch eines nie begegnet: Hass. Ich konnte beobachten, dass sich dieser Eindruck in vielen anderen Gesprächen wiederholt hat. Die Menschen in Sha’ar HaNegev stehen derzeit vor vielen offenen Fragen, was ihre Zukunft betrifft. Diese Ausstellung gibt uns Einblicke, wie Tod und Terror von einem auf den anderen Tag das Leben dort verändert haben. Was sie aber nicht geschafft haben, ist Hoffnung und Mitgefühl auszulöschen.“ Er erinnerte an den ermordeten Bürgermeister Ofir Libstein und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass auch nach dem 7. Oktober und mit der neuen Führung die Partnerschaft fortgeführt werden kann.
Batia Holin betonte, dass der 26. Februar ein besonderer Tag für sie sei. Natürlich wegen der Ausstellung, die jetzt auch in Karlsruhe zu sehen sei. Aber auch weil am 26. Februar Shiri Bibas und ihre Söhne Kfir und Ariel in Nir Oz beigesetzt wurden.
Jeder Tag, an dem eine Geisel wieder nach Hause kommt, sei ein Freudentag. Umso schlimmer seien die Tage, an denen tote Geiseln zurückgebracht und beerdigt werden.
Sie freue sich, dass die Bilder nun auch in Karlsruhe zu sehen seien. Besonders betrübt sei sie allerdings, dass „ihr Mahmoud“ am 7. Oktober Teil der Terrorgruppe der Hamas war, die ihren Kibbuz überfiel. Diese Tatsache bestätigte auch Talya Lador-Fresher, die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, die mit einer Videobotschaft aus München zugeschaltet war. Sie hoffte, dass die Ausstellung dazu beitragen könnte, dass die Besucher die Geschichte von Batia und die Geschichte Israels besser verstehen könnten.
Die Ausstellung ist bis 14. März im Karlsruher Rathaus, werktags jeweils von 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr zu sehen.