Erklärung des Deutsch-Israelischen Freundeskreises im Stadt- und Landkreis Karlsruhe zum Terrorangriff der Hamas auf unsere Partnerregion Sha'ar HaNegev und auf Israel
Seit Samstagmorgen wird Israel und insbesondere unsere Partnerregion Sha’ar HaNegev, zu der viele der betroffenen Gemeinden gehören, auf barbarische Weise mit Terror überzogen. Wir erklären unsere volle Solidarität mit den Menschen in der Partnerregion und Israel insgesamt.
Unter den ersten Opfern des Angriffs war der Landrat (Mayor) der Region Sha’ar HaNegev, Ofir Libstein, den viele von uns aus persönlichen Begegnungen kennen und schätzen. Darüber hinaus sind hunderte weiterer Opfer zu beklagen.
Es gab auch abscheuliche Geiselnahmen von Menschen, die sich nun in den Händen unmenschlicher Fanatiker befinden. Es sind auch Deutsche unter den Opfern. Es fällt schwer, sich von den Bildern dieser widerlichen Gewalt aus den sozialen Medien nicht überwältigen zu lassen.
Wir trauern um die Todesopfer und sind in Gedanken bei ihren Angehörigen. Wir bangen um die Entführten und erwarten von den deutschen und internationalen politischen Verantwortlichen alles zu tun, um eine baldige Freilassung herbeizuführen.
Vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse warnen wir vor einer Relativierung dieser Verbrechen, die durch „NICHTS“ (Erklärung der Bundesaußenministerin) gerechtfertigt werden können. Auch die häufig für eine Delegitimierung Israels verwendeten stark emotionalisierten Schlagworte Blockade, Freiluftgefängnis, Besatzung, Siedlungspolitik und Apartheid sollten im Kontext des Konfliktes gesehen werden, zu dem auch die vielen durch die palästinensische Führung versäumten Möglichkeiten der Kompromissfindung gehören, z.B. das Friedensabkommen von Camp David 2000 und den sogenannten Olmert-Plan 2008. Es scheint als ob nicht die Modalitäten des Friedens, sondern die Existenz Israels das Problem seien. Es ist in diesem Zusammenhang auch kein Zufall, dass kurz vor einer Verständigung zwischen Israel und Saudi-Arabien im Rahmen der Abraham Verträge, die Ereignisse der vergangenen Tage mit iranischer Unterstützung und mutmaßlich auf iranische Veranlassung initiiert wurden. Sie dienen der Instrumentalisierung des Antisemitismus der arabischen Straße. Vor wenigen Monaten sprach der -gemäßigte- Präsident der Autonomiebehörde, Mahmud Abbas in Berlin von 50 Holocausts, die Israel an den Palästinensern verübt habe. Vor wenigen Wochen sprach er in einer politischen Versammlung von einem aufgrund ihrer sozialen Rolle im Finanzwesen gerechtfertigten(!) weltweiten Hass auf Juden. „Die Juden sind selbst schuld.“ Das sollten wir aus einer unseligen Zeit in Deutschland kennen. Lassen wir uns hier nicht für eine falsche Sache instrumentalisieren.
Wir verkennen nicht das Leiden der arabischen Bevölkerung im Gazastreifen, die sich in Teilen jüngst durch Proteste gegen das dortige Terrorregime mutig, aber erfolglos aufgelehnt hat. Wir sehen aber auch in anderen Teilen Gazas, der muslimischen Welt und wenigen Straßen Berlins, die unreflektierte Unterstützung für ein barbarisches Regime. Auch dieses Mal wird die Zivilbevölkerung die Rechnung einer verbrecherischen Clique bezahlen müssen. Die Verantwortung dafür trägt die Hamas. Den Israelis wird man überzogene Reaktionen und Rachsucht mit Verweis auf das falsch verstandene Talion-Prinzip (Zahn-um-Zahn) des Alten Testamentes vorwerfen. Auch hier sollten wir uns nicht instrumentalisieren lassen.
Eine Konsequenz der jüngsten Ereignisse, die in dieser Form zwar einzigartig sind, aber in der Struktur wohlbekannt (2010 Flytilla-Affäre, 2014 Entführung Jugendlicher, 2021 Raketen auf Jerusalem, 2022 Terrorprävention etc.) sollte sein, die deutschen und europäischen Zahlungen zu überprüfen und zumindest an eine Abschaffung der verwendeten antisemitischen Schulbücher zu knüpfen. Vermeintliche „Neutralität“ in Form von Äquidistanz (beide Seiten sind gleich schuld) ist bei der Komplexität des Konfliktes teilweise verständlich, aber nicht hilfreich und nicht friedensfördernd. Bemühen wir uns angesichts der Bilder und Berichterstattung, um eine angemessene Wahrnehmung. Übrigens: Solidarität, die sich nur an Worte knüpft (sogenannte Krokodilstränen), hat eine geringe Glaubwürdigkeit. Glaubwürdigkeit ist nicht nur in dieser Situation ein hohes Gut und wird zunehmend zur Mangelware in unserer Zeit. Das hilft auch den sogenannten „Populisten“. (Karlsruhe 08.10.2023)
Bernd Morlock (1. Vorsitzender)