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Datum: 16.10.2023

Mahnwache für den Frieden am 13.10.2023 auf dem Marktplatz in Bruchsal (Ansprache des Vorsitzenden Bernd Morlock)

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

zunächst einmal herzlichen Dank an Christian Holzer für die Initiative zu dieser Veranstaltung. Es ist wichtig, dass diese aus der Mitte der Zivilgesellschaft kommt und von allen getragen wird.


Logo des Deutsch-Israelischen Freundeskreises im Landratsamt Karlsruhe

Wir kommen hier zusammen für den Frieden. So steht es auf der Einladung. Wir kommen aber auch zusammen, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen mit Israel und unserer direkt betroffenen Partnerregion Sha’ar Hanegev.

Furchtbares ist geschehen und ich brauche hier nicht weiter die schrecklichen Bilder zu beschreiben.

Seit ich am Samstagmorgen von Ruthie Eitan telefonisch informiert wurde, dass der Landrat unserer Partnerregion in einer noch nie dagewesenen Terrorattacke ermordet wurde, komme ich nicht zur Ruhe.

Die Berichte, die Nachrichten, Gespräche, Telefonate mit Israelis und einem Palästinenser, der Mitglied in unserem Verein ist, aber auch die Gespräche und Diskussionen mit Freunden und Bekannten, Vereinsmitgliedern und Nachbarn wühlen mich auf. Noch mehr wühlt mich auf, was auf den Straßen Deutschlands und Europas aber auch vor dem Opernhaus in Sydney Australien und weltweit geschieht. Es wurde von einem Hamasführer aus Katar zu einer weltweiten Reichspogromnacht aufgerufen gegen Israel und gegen alle Juden weltweit. Und viele Menschen folgen.

Wir sollten ernst nehmen, was wir sehen und auch unsere eigene Haltung kritisch reflektieren: Wurde nicht immer der Sicherheitszaun als Apartheitsmauer skandalisiert? Jetzt war er nicht stark genug.

Ist es angemessen und fair die Schuld an Gewalt und Eskalation einseitig einer rechtsradikalen israelischen Regierung zuzuschieben -es geht nicht um Kritik und Protest den es ausreichend in Israel gab, sondern um einseitige Delegitimierung Israels- , wo doch bekannt sein muss, dass die Hamas im Gazastreifen bei den letzten Wahlen eine überwältigende Mehrheit erhielt? Ebenso wie es im Westjordanland -vielleicht noch heute- erwartet werden würde. Freilich gab es in Gaza an wenigen Stellen mutigen Widerstand gegen das Terrorregime. Er wurde blutig niedergeschlagen. Esther Schapira sagt in einem Interview: Wer den Palästinensern helfen will, muss ihnen helfen, sich von der Hamas zu befreien. (Ähnliches gilt ja auch für die Iraner und galt für die Deutschen unter Hitler.)

Wissen wir und bedenken wir beim Urteilen, dass 1948 800.000 arabische Juden aus ihren Ländern vertrieben und enteignet und dann erfolgreich in Israel integriert wurden, während wir und die Weltöffentlichkeit jahrzehntelang unsägliche palästinensische Flüchtlingslager mitfinanzieren. (Hier bietet sich auch ein Blick auf den Umgang mit den Vertriebenen hierzulande nach 1945 an.)

Wollen wir weiter antisemitische Schulbücher finanzieren?

Kennen wir die vielen Friedenschancen, die von verantwortungslosen arabischen Führern ausgeschlagen wurden. Im Jahr 2000 entfernte sich Arafat vom Verhandlungstisch in Camp David und startete die 2. Intifada. Der Tempelbergbesuch Scharons war der Auslöser.

Sind wir einverstanden, dass Israel der Jude unter den Nationen ist und bleibt? Es gibt 70 bis 80 Resolutionen der UNO und des Menschenrechtsrates jährlich, zwanzig Mal so viel wie gegen den Iran.

Wir können Solidarität mit Israel zeigen und vielleicht langfristig einen Weg zum Frieden finden, wenn wir wirklich genau hinschauen und uns nicht so leicht instrumentalisieren lassen. Wenn wir genau hinschauen, erkennen wir, wem es wirklich um Frieden geht oder wer nur die Existenz Israels als jüdischer Staat beseitigen will.

Ja, die Juden wollen und brauchen einen Staat, der sie vor den Folgen des Antisemitismus schützt. Das zeigen unsere geschichtlichen Erfahrungen auch in Deutschland und hier in Bruchsal.

Vielen Dank.

Bernd Morlock

1.Vorsitzender

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